Unsere Läden: Erfahrungen während des Corona Ansturms
Doch auch so wie es war, dürfen wir uns in unserer Branche glücklich schätzen mit dem bisherigen Verlauf. Und nicht zuletzt hat uns die Entwicklung in der Corona-Krise einiges über das Kundenverhalten gelehrt. Ein Bericht aus dem biopartnerLaden in Seon und dem Drüegg in Wädenswil.
Im biopartnerLaden
«Zwischen dem 1. März und dem 30. Mai hatten wir einen Umsatzplus von 23% im Vorjahresvergleich, und das auf kleinerer Ladenfläche.» Ich sitze mit Monika Kern, seit Anfangs Jahr die neue Ladenleiterin des biopartnerLaden, in der Sonne auf dem Steinmauer vor dem Laden. Die Aussenbestuhlung steht noch nicht – das Kafi muss noch zubleiben. «Bis und mit Ostern gab es Hamsterkäufe. Frischhefe, Mehl, Butter, Eier, viel Gemüse, Konserven. Und – wir verstehen es immer noch nicht – Karamellköpfli… Danach waren es eher normale Einkäufe aber immer noch auf hohem Niveau. Und inzwischen melden uns Kunden, dass sie ihre Keller wieder leeren – sie kaufen weniger ein und essen ihre Konserven. Dafür haben jetzt die Convenience-Artikel wieder stark angezogen, vor allem die Sandwiches aber auch die Salate.» Gibt es Lieblinge? «Nicht wirklich, es wechselt ständig. Wir haben den Eindruck, dass die Leute vor allem Abwechslung suchen.»
Convenience sagst du, und meinst damit die Bien-Artikel. Wie steht es um das Brot und Backwarenangebot?
«Das Brot von Fredy’s ist am Beliebtesten – unsere Kunden scheinen lieber die leichten statt der schweren Brote zu mögen. Vom Lehmann kaufen unsere Kunden vor allem das Hausbrot und das Roggenbrot. Beim Fredy’s sind es die Gipfeli. Und vom Vital Speisehaus laufen vor allem die süssen Sachen gut.»
Und beim Fleisch?
«Wir bekommen sehr positive Rückmeldungen auf unser Fleischangebot. Am Ladeneingang preisen wir das Angebot mit den Plakaten an und im Kühler ist das Fleisch auffällig aufgehängt. Vor allem Wendelinhof ist sehr beliebt, da gibt es ab und zu auch leider leere Gestelle. Erklärungsbedürftig ist manchmal die Sache mit dem Nitritpökelsalz beim Ueli-Hof Fleisch. Schön, dass es für die Kunden möglich ist zu entscheiden, ob sie darauf verzichten wollen oder nicht.
Ihr habt auch viele Neukunden gewonnen. Wie sind die auf den biopartnerLaden aufmerksam geworden?
Zur Neueröffnung und während des Lockdowns haben wir eine Strassenplakatkampagne hier direkt an der Hauptstrasse gemacht. Die Plakate wurden von vielen Neukunden erwähnt. Am Häufigsten aber sagen die Neukunden, dass sie durch die Artikelsuche im Internet auf unseren Laden aufmerksam wurden.
Im Drüegg
Ein Umsatzplus von 133% zum Vorjahr hattet ihr vom März bis Mai! Wie kam das zustande?
«Wir hatten letztes Jahr einen sanften Umbau. Den Kunden gefallen die Räumlichkeiten besser. In der Coronazeit haben wir ehemalige Kunden wiedergewonnen und auch viele Neukunden erreicht. Gerade in den Trockenprodukten ist der Absatz gestiegen, auch in der Kosmetik und den Allergikerprodukten. Wir haben neue junge Kunden, teilweise erst sechzehn bis anfangs zwanzig Jahre alt, und vermehrt Frauen. Sie interessieren sich für vegane Produkte und Trends wie unverpackte Produkte. Manche haben eine Schularbeit über Umweltthemen geschrieben und sind so auf uns aufmerksam geworden. Sie schätzen es, wenn wir uns Zeit für sie nehmen – so was kennen sie vielfach noch gar nicht. Wir erklären ihnen zum Beispiel etwas über die Labels, manchmal auch etwas über die Philosophie hinter den Produkten. Aber immer im Masse, soweit es den Kunden interessiert, wir wollen sie ja nicht mit Monologen abschrecken!» Nina Ryffel, stellvertretende Ladenleiterin vom Drüegg, lacht. «Jetzt wo der Corona-Effekt nachlässt, bleiben uns diese neuen Kunden grossenteils erhalten. Wir kommen gerne Extra-Wünschen nach und das hilft für die Kundenbindung. Ausserdem machen wir mit bei Too good to go und beim Fair-Teiler der ZHAW. Auch das wird von Kunden positiv aufgenommen und zeugt von unserer Wertehaltung.»
Was hat sich im Sortiment getan?
«Speziell auf Corona hin haben wir keine Sortimentsanpassungen gemacht. Es blieb auch wenig Zeit, Neues auszuprobieren. Spannenderweise waren die Kunden auch bereit bei einem fehlenden Artikel mal was Neues auszuprobieren, da konnten wir mit der Beratung punkten. Die Neuheiten aus dem «Schaufenster» haben wir trotz allem geprüft und aufgenommen. Gerade die junge Kundschaft ist sich gewöhnt, immer wieder Neuheiten zu entdecken.
Wenn mehrere Kunden nach dem gleichen Produkt fragen, nehmen wir es oftmals ins Stammsortiment auf und probieren aus, wie es läuft. Wie zum Beispiel das Curry Chutney, die Trinkröhrli oder auch Bohnen in Tomatensauce. In der Coronazeit liefen vor allem Fruchtsäfte stark. Mehrmals hatten wir Kunden, die vom Arzt die Empfehlung bekommen hatten, Bio-Säfte und Bio-Trockenfrüchte auszuprobieren. Das waren teilweise Kunden, die noch nie etwas mit Bio am Hut hatten. Wir sind neugierig, wie sich das weiterentwickeln wird.»
Wie ist die Entwicklung in der Frische: Brot, Convenience, Fleisch?
«Jetzt nach den Lockerungen laufen die Sandwiches & Salate wieder besser. Lieblinge sind das Falafel- und das Grillgemüse-Sandwich sowie der Proteinsalat.» Vom Vital Speisehaus verkauft sich die Zwetschgenwähe und der Mandelgipfel gut. Vom Fredy’s lieben Kunden das Urdinkelbrot.»
Und beim Fleisch?
«Das Frischfleisch vom Ueli-Hof sind wir noch am Entdecken. Einzelne Kunden kennen es bereits und sind begeistert. Schweinefleisch läuft bei uns nicht so gut, ausser bei den Wurstwaren. Aber das Trockenfleisch läuft super und die Eichberg-Trockenwurst vom Bruderhahn ist sehr beliebt.»
Deine generelle Rückmeldung zum Thema Frische?
«Ich finde es toll, dass der Draht zum Produzenten so direkt ist wie jetzt beim Ueli-Hof. Und dass wir jetzt den 48 Stundenrhythmus für die Bestellungen haben, ist super, so sind wir viel flexibler.
Und ich persönlich bin absoluter Fan vom Falafel-Sandwich und den Salaten!»
Was hat sich in der Corona-Zeit bewährt?
Für den biopartnerLaden und das Drüegg hat es sich gelohnt:
- Plakatwerbung zu machen,
- über Artikelsuche auffindbar zu sein,
- Themen wie hohe Qualität, vegan, unverpackt, glutenfrei anzusprechen,
- auf die Bedürfnisse zu Convenience einzugehen,
- auf Kundenwünsche aufmerksam zu sein und im Auge zu behalten, welche Produkte mehrmals nachgefragt werden,
- dem Thema Food-Waste mit Engagement zu begegnen.
Wer weiss, verdient das eine oder andere Thema auch in Ihrem Ladenalltag noch mehr Gewicht?
Wir freuen uns von Ihren Erfahrungen zu hören.
Ihre Bio Partner
Susan van Osch
Beauftragte für Unternehmenskommunikation
062 769 01 52
susan.vanosch@biopartner.ch