Weißkohlanbau

Weisskohlanbau

Die Kunst der Selektion

Seit über 85 Jahren steht Beutelsbacher für Qualität und Geschmack im Glas. Dabei sind alle Gemüsesäfte aus samenfestem Saatgut und in Demeter Qualität. Im Austausch schwelgt Thomas Maier, Geschäftsführer der Beutelsbacher Fruchtsaftkelterei GmbH, in Erinnerungen und berichtet über die heutigen Herausforderungen im Anbau von samenfestem Saatgut.

24.04.2023 Daniela Dudli

Die heute bekannten Beutelsbacher Fruchtsäfte haben ihren Ursprung in der 1936 gegründeten Süssmostkelterei in Beutelsbach, im deutschen Remstal. «Schon mein Grossvater absolvierte ein Praktikum als Süssmoster in Wädenswil, ZH, es wurde mir also praktisch in die Wiege gelegt.» lächelt Thomas Maier. Bereits 1951 stellten seine Vorfahren die betriebseigenen Obstanlagen auf die biologisch-dynamische Anbaumethode um. Heute wird die Beutelsbacher Fruchtsaftkelterei von den Brüdern Thomas und Matthias Maier in der dritten Generation als modernes Familienunternehmen geführt und konzentriert sich ausschliesslich auf die Produktion. Insgesamt produziert Beutelsbacher Gemüsesäfte nach 9 Rezepturen – alle aus samenfestem Saatgut.

Was ist samenfestes Saatgut?
Aus jeder Pflanzengeneration werden Samen gewonnen und für eine weitere Population erneut ausgesät. Durch traditionelle Kreuzungsverfahren können Züchter:innen diesen Kreislauf des Lebens beeinflussen, ohne manipulativ in die Genetik der Pflanzen einzugreifen und bestimmte Eigenschaften gezielt fördern. Die «Neuzucht» und den Erhalt samenfester Sorten wahrt die Biodiversität und kann von den Landwirten selbst weiterentwickelt und regionalen Standortbedingungen angepasst werden. Da samenfeste Sorten tendenziell langsamer wachsen, begünstigt dies die Ausbildung eines intensiven Aromas. Samenfeste Gemüse- und Nutzpflanzen erzeugen ein vollwertiges Saatgut, das wieder ausgesät werden kann. Um dieses Kulturgut zu erhalten, unterstützt Beutelsbacher seit Jahren die Kultursaat e.V. und den Forschungsring in Darmstadt.

«Der Ertrag muss stimmen»
Heute wird weltweit fast ausschliesslich Hybridsaatgut verwendet. Hybride entstehen aus der Kreuzung künstlich erzeugter Inzuchtlinien, durch die sich gezielt bestimmte Merkmale wie Grösse, Qualität, Form und Farbe und die Anpassung an die klimatischen Gegebenheiten optimieren lassen. Hybride können jedoch in der ersten Generation kein vollwertiges Saatgut für eine Folgegeneration erzeugen.

Dafür reifen Hybride, im Unterschied zu samenfestem Saatgut, zu einer vorsehbaren Zeit, was die Ernteplanung wesentlich vereinfacht. Zurzeit werden die 70 Tonnen an samenfesten Tomaten, welche Beutelsbacher für die Gemüsesäfte jährlich verarbeitet, in Spanien angebaut. «Wir haben zunehmend Schwierigkeiten, Landwirte zu finden, die bereit sind, sich diesem zusätzlichen wirtschaftlichen Aufwand zu stellen.» sorgt sich Maier. Deshalb setzt Beutelsbacher auf langjährige Zusammenarbeit und garantiert die Abnahme der Ernte sowie einen finanziellen Ausgleich bei Ernteeinbussen.

Naturnah und voller Sorgfalt
Das Obst und Gemüse für die Säfte bezieht Beutelsbacher überwiegend von deutschen und europäischen Bio- und Demeter Bauern. Alle Früchte-, Beeren- oder Gemüsesorten werden mit Trinkwasser gewaschen und auf ihren Reifegrad kontrolliert. «Mein persönlicher Favorit und auch der unserer Kund:innen ist der feldfrische Karottensaft, hergestellt aus der Rodelika Sorte.» schwärmt Maier. Die Eigenschaften der Rodelika, die intensiv orangerote Farbe und der süssaromatische Geschmack, wurden durch geschickte Selektion über Generationen weitervererbt. Mit einem Minimum an Verarbeitungsschritten, werden die Säfte naturnah und sorgfältig hergestellt. Dabei werden weder künstliche Zusätze noch chemisch konservierte Enzyme eingesetzt. Durch eine schonende Pasteurisierung sind die Produkte ohne Konservierung haltbar.

Glas + Mehrweg = Beutelsbacher
Seit über 50 Jahren kommen bei Beutelsbacher sogenannte VdF-Mehrweg-Glasflaschen (Verband der deutschen Fruchtsaft-Industrie) zum Einsatz. Eine VdF-Glasflasche ist durchschnittlich rund zehn Jahre lang im Einsatz und wird bis zu 40-mal wieder befüllt. Auch bemerkenswert: Die Mehrweg-Kästen werden bis zu 100-mal in Umlauf gebracht und anschließend recycelt. Pro Jahr sind in Deutschland ca. 250 Millionen VdF-Mehrwegflaschen im Umlauf. Bei Konsument:innen immer beliebter, freut dies auch die Umwelt: Glas kann ohne Änderung der Materialeigenschaft zu 100% recycelt werden – aus Glasflaschen werden erneut Glasflaschen und ein Downcycling zu einem minderwertigen Produkt verhindert.

Geschmack im Glas
Glas ist nicht nur ein natürlicher Rohstoff, es schützt auch die Qualität der Produkte am besten, da es völlig geruchslos und geschmacksneutral ist. Trotzdem setzt Beutelsbacher bei der Lagertechnik auf höhere Qualitätsstandards: «Während andere die Gemüsesäfte in Flaschen lagern, setzen wir auf eine schonendere Lagerung in einem vorher sterilisierten, mit Stickstoff überlagerten Edelstahltank bei 5 Grad Celsius. Dadurch bleiben die Gemüsesäfte von Licht und Sauerstoff mehrheitlich verschont und behalten ihre Qualität.» so Maier.