Auf dem Hof von Köbi Kaufmann in Ballwil LU

Auf dem Hof von Köbi Kaufmann in Ballwil LU

«Die Sortenvielfalt ist das Markenzeichen unseres Familienbetriebs»

150 verschiedene Apfelsorten, eine Kreuzung zwischen Aprikose und Kirsche oder exotische Indianerbananen, das ist nur eine kleine Aufzählung der unglaublich vielen Früchtesorten, die bei Köbi Kaufmann im luzernischen Ballwil auf dem Hof wachsen. Er ermöglicht und einen Einblick in seine biodynamische Früchteproduktion, schildert die Herausforderungen im Arbeitsalltag und erzählt uns, wie er die Zusammenarbeit mit Bio Partner erlebt.

01.07.2022 Daria Rimann

Zehn Hektaren Land umfasst der Familienbetrieb von Köbi Kaufmann und seiner Frau Judith. Davon sind vier Eigenland, der Rest ist gepachtet. «Auf dieser Fläche befinden sich 500 Hochstamm Obstbäume, Spezialkulturen, wie Strauchbeeren, Steinobst und auch Gemüse in Folien- und Gewächshäusern sowie etwas Weide für die 25 Biorinder, die bei uns leben», führt Kaufmann aus.

Ein grosser Plan für viele verschiedene Kulturen
Von Apfel bis Birne, Steinobst wie Pflaumen, Mirabellen, Nektarinen sowie Beeren in allen Formen (Him-, Brom-, Stachelbeeren, Cassis usw.) kultiviert Kaufmann auf seinem Betrieb. Auch für exotische Kreuzungen wie Aprikose-Kirsche und Aprikose-Pflaume findet er einen Platz: «Die Aprikosen-Kirschen-Kreuzung ist eine sehr saftige Frucht, in etwa so gross wie eine Pflaume und von der Farbe her durchgehend dunkelrot bis schwarz. Der Geschmack erinnert an eine Aprikose und hat doch einen zusätzlichen speziellen Gout. Man muss sie probieren!» Und wer denkt, Kiwis, Kakis und Indianerbananen (siehe Infobox) wachsen nur in Übersee, wird von Kaufmanns Artenvielfalt und Aufzucht können überrascht. So viele verschiedene Kulturen sind eine Herausforderung für die Bauernfamilie: «Natürlich habe ich eine Excel-Tabelle, in der eingetragen ist, welcher Baum welche Früchte trägt und wo welche Kulturen angepflanzt sind. Wie weit im Wachstum die verschiedenen Früchte und Nüsse sind, welche Pflege wo benötigt wird und wann wo der perfekte Erntezeitpunkt ist – ein Teil dieses Plans befindet sich in meinem Kopf,» erzählt Kaufmann stolz. Dieser Plan gründet auf seiner jahrelangen Erfahrung. «Stets den Überblick zu behalten, ist jedoch auch für mich nicht immer einfach.» Zum richtigen Zeitpunkt die richtige Menge an Helfer auf dem Hof zu haben, ist ein weiterer Knackpunkt: «Meine Mitarbeitenden müssen nach der Einführung selbständig arbeiten können. Bei so vielen verschiedenen Sorten und Kulturen habe ich nicht die Zeit, ständig dabei zu stehen.»

 

Robust und Transportfest, dafür weniger Geschmack
Köbi Kaufmann hat auf seinem Hof nicht nur eine Artenvielfalt, sondern auch eine Sortenvielfalt. Dies hat zwei Gründe. Zum einen wachsen verschiedene Sorten von Erdbeeren beispielsweise verschieden schnell und können zu unterschiedlichen Zeiten geerntet werden. So kann er die Frucht über längere Zeit verkaufen. Zum anderen wird das Risiko abgeschwächt, dass eine Kultur keinen Ertrag liefert, weil sie nicht richtig oder gar nicht gewachsen ist. Denn bei den Früchten gilt die Regel, je aromatischer und süsser sie sind, desto weniger robust und anfällig auf Wetterunbeständigkeit sind sie. «Es gibt vor allem bei den heiklen Himbeeren und Brombeeren Sorten, die so diffizil sind, dass wir sie nicht über Bio Partner absetzen, sondern nur direkt am Wochenmarkt verkaufen können. Sie würden den Transport nicht gut überstehen» erklärt Kaufmann. Für den Ladner und die Ladnerin hat Kaufmann einen einfachen Trick im Umgang mit Him- und Brombeeren: «Da die Beeren bei Temperaturunterschieden anfällig auf Schimmelbildung sind, würde ich in der ungekühlten Auslage im Laden nicht alle, sondern nur eine Auswahl der Beeren platzieren. Den Rest behält man im Kühler und füllt die Auslage regelmässig auf, damit die Kundinnen und Kunden sehen, dass das Angebot noch besteht.»

Infobox Web DE

Demeter auf dem Hof
Seit 1998 ist Kaufmann Demeter zertifiziert. Bereits in seiner Lehre kam er mit der Philosophie, der biodynamischen Landwirtschaft, in Kontakt und war stets sehr interessiert. Einer der grössten Unterschiede zum herkömmlichen Biofrüchteanbau ist der geschlossene Hofkreislauf. Demeter-Bauern dürfen nur rund 20 Prozent Futter oder Düngemittel/Hilfsmittel verwenden, die nicht vom eigenen Hof stammen. Das ist auch ein Grund, wieso Kaufmann als Früchtebauer 25 Biorinder hat. Er braucht ihren Mist für die selbst hergestellten Bodenpräparate. «Wir haben hier in der Zentralschweiz ein sehr gutes Netzwerk an Demeter-Bauern und können uns gegenseitig gut unterstützen. Ich stelle beispielsweise das Hornkieselpräparat für die ganze Gruppe her. Dazu muss ich Quarz mahlen, was nicht alle Bauern auf ihren Höfen machen können. Hornkieselpräparat wird mit Wasser potenziert/verwirbelt und wie ein homöopathisches Mittel während der Vegetation auf die Pflanzen gesprüht. Es führt dazu, dass die Pflanzen Sonnenlicht besser aufnehmen und speichern können.»

Kaufmann und Bio Partner
«Bio Partner ist mein grösster Abnehmer. Da bin ich froh, dass die Zusammenarbeit unkompliziert und ohne grossen Bürokrieg funktioniert. Ein Mann, ein Wort. Was abgemacht wird, das gilt und muss nicht durch unnötig lange Prozesswege und komplizierte Verträge erschwert werden – eine Partnerschaft durch und durch.» Zudem sei man sich in der Zusammenarbeit bewusst, dass Fehler passieren können und sucht daher gemeinsam Wege, diese zu beheben oder gar zu vermeiden, erzählt Köbi.

In Zusammenarbeit mit Demeter-Bauer Köbi Kaufmann

Unternehmen Biofachhandel News