Joaquim Pereira – seit bald 20 Jahren Gärtnereimitarbeiter der Eichberg Seengen AG

Joaquim Pereira – seit bald 20 Jahren Gärtnereimitarbeiter der Eichberg Seengen AG

«Wir produzieren jedes Jahr ungefähr 2.5 Millionen Biosetzlinge»

Eine gewaltige Produktionszahl, die die Biogärtnerei des Eichbergs im aargauischen Seengen, oberhalb des Hallwilersees, vorweisen kann. Wie genau die Setzlingsproduktion funktioniert, mit welchen Herausforderungen Peter Walthert und sein Team in der biologischen Setzlingsaufzucht konfrontiert werden und wie sie die Zusammenarbeit mit Bio Partner sehen, erzählt er in diesem Porträt.

01.04.2022 Daniela Dudli

«Die Eichberg Bio AG war eines der drei Unternehmen, die vor über zehn Jahren zu Bio Partner wurde – ohne Eichberg gäbe es wohl auch Bio Partner nicht.» Diese Aussage von Peter Walthert – Teamleiter der Bio Gemüsegärtnerei der Eichberg Seengen AG – zeigt, wie nahe sich die beiden Unternehmen sind. Zu Beginn gehörte auch die Gärtnerei noch zu Bio Partner Schweiz AG, wurde jedoch dann mit der Eichberg Seengen AG wieder selbständig. Heute hat sich die Biogärtnerei vorwiegend der Setzlingsaufzucht verschrieben. So produziert das fünfköpfige Kernteam rund zweieinhalb Millionen Setzlinge im Jahr. Diese eindrücklichen Zahlen können nur durch gute Planung und sorgfältige Aufzucht erreicht werden. «Dabei hilft nicht nur die langjährige Erfahrung, sondern auch der Computer», meint Peter Walthert. So werden die Aussaattermine vom endgültigen Liefertermin her zurück gerechnet und dabei äussere Einflüsse, wie die Jahreszeit, mit einberechnet. Salatsetzlinge brauchen im Winter beispielsweise acht Wochen, bis sie geliefert werden können und im Hochsommer, mit drei Wochen, nicht einmal halb so lange. Für die eigenen Kulturen werden zu Spitzenzeiten von März bis August wöchentlich ca. 3’000 Salate gesetzt. In der Saison jeweils 700 Gurken- und Tomatenstöcke gezogen und ungefähr acht Tonnen Eichbergsauerkraut produziert.

Infobox Lieferant im Fokus April DE

Erde und Samen
Damit man mit der Biosetzlingsaufzucht beginnen kann, braucht es gemäss Walthert zwei Dinge: Samen und Erde. Die Samen bezieht die Eichberg Seengen AG aus Holland, Frankreich und Deutschland: «Diese Samen sind Mehltau (Pilzart) und Blattlaus resistent. Wir beziehen diese aus dem Ausland, da es in der Schweiz keinen Produzenten gibt, der eine solch grosse Menge an Saatgut mit den genannten Resistenzen liefern kann.» Dies ist wichtig für den Eichberg, denn wenn die Setzlinge einen Pilzbefall haben, kann dies der Ausfall einer ganzen Ansaat bedeuten, mit grossen finanziellen Verlusten. Eichberg versucht jedoch als Bio Knospe zertifizierter Betrieb, wann immer möglich, Bio-Samen zu verwenden. «Die Erde besteht aus 70 Prozent Torf und 30 Prozent Ersatzstoffen. Ersatzstoffe können Kompost oder beispielsweise auch Kokosfasern und Dünger sein. Das ist je nach Betrieb etwas anders und wird auch ein wenig als Geheimrezept betrachtet.» Obwohl der Abbau von Moor für Torf kritisch ist, existieren bis heute keine maschinell funktionierenden Alternativen. Der Torf wird für das Presstöpfchen, das für die Setzlingsaufzucht verwendet wird, benötigt. Nur durch den feuchten Torf wird das Presstöpfchen zusammengehalten. «Zu Hause könnte man auch einen alten Eierkarton verwenden. Bei unserer Menge und der maschinellen Verarbeitung ist das jedoch nicht möglich» erklärt Peter Walthert.

Vom kleinen Samen zum gesunden Biosetzling
Die Aufzucht selbst kann in zwei verschiedenen Kategorien eingeteilt werden, denn je nach Endprodukt besteht der Arbeitsablauf aus zwei oder drei Schritten:

Salat und Kohlkulturen wie Blumenkohl oder Broccoli
Die Aussaat wird maschinell vorgenommen. Damit die jeweils drei Millimeter grossen, kümmelförmigen Samen von der Maschine in die vier mal vier Zentimeter grossen Presstöpfchen gepflanzt werden können, erhalten sie einen Kalkmantel. Dieser macht das Saatgut kugelrund und so für die Maschine portionierbar. Die Maschine füllt also die Erde und den Samen ein und deckt diesen anschliessend wieder mit Erde zu. Danach kommen die Presstöpfchen auf Paletten gestapelt für drei Tage in den auf 20 °C geheizten Keimraum. In diesen drei Tagen lässt der Keimling den Kalkmantel aufplatzen und schaut zur Erde raus. Nun ist ein junger Biosetzling entstanden. Anschliessend zieht der Setzling vom Keimraum ins Gewächshaus um, wo er den Rest der Aufzucht auf dem Boden gelagert wird. 

Tomaten, Auberginen, Peperoni
Diese Kulturen werden zuerst in grösseren Töpfen oder Aussaatschalen von Hand ausgesät. Nach meist nur fünf Tagen bis eine Woche spriessen die Keimlinge. Da sie sich in den grösseren Töpfen schnell in die Quere kommen, werden die einzelnen Jungpflanzen pikiert, mit einem Holzstab aus der Erde gestochen und mit der neu gewachsenen Wurzel in das vier mal vier Presstöpfchen umgepflanzt. Dabei können schwache Keimlinge bereits aussortiert werden. Wenn die Keimlinge dann ca. sieben bis acht Zentimeter gross sind, werden sie erneut in einen grösseren Topf umgepflanzt. Diese Arbeit wird wieder von der Maschine übernommen. Bis letztes Jahr konnten die Pflanzen bei diesem Schritt in einen kompostierbaren Topf gepflanzt werden. Da der Hersteller dieser Töpfe momentan nicht liefern kann, muss Eichberg wieder auf Plastiktöpfe zurückgreifen: «Sobald die kompostierbaren Töpfe wieder erhältlich sind bei unserem Händler, werden wir diese erneut nutzen. Die Nachhaltigkeit dieser Behälter ist bei unseren Kunden sehr gut angekommen und es liegt in unserer Philosophie so nachhaltig und umweltschonend wie möglich produzieren zu können.»

Blattläuse
Auch wenn die Samen bereits möglichst resistent sind, muss Peter Walthert immer auf der Hut vor Schädlingen wie Blattläusen sein. «Bei der Produktion von Biosetzlingen müssen wir potenziellen Schädlingen immer vorbeugen. Wenn man einen Pilz- oder einen grossen Blattlausbefall hat, ist es eigentlich schon zu spät. Denn anders als in der herkömmlichen Setzlingsaufzucht können wir im Biobereich keine Pest- oder Fungizide einsetzen.» Das Team muss sich also mit anderen Mitteln zu helfen wissen. Es gibt eine sogenannte Betriebsmittelliste vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), die genau vorschreibt, welche Hilfsmittel eingesetzt werden dürfen und welche nicht. Gegen Blattläuse setzt man beispielsweise Nützlinge wie Schlupfwespen ein, die im Gewächshaus freigelassen werden. Die Schlupfwespen legen dann ihre Eier in die Läuse. Die Eier entwickeln sich und ernähren sich als Parasit von der Blattlaus, bis diese abstirbt.

Noch mehr spannendes Hintergrundwissen zu Eichberg Seengen AG und die Aufzucht von Biosetzlingen erfährst du im Video.

Template Abschluss Lieferant im Fokus DE
Unternehmen Biofachhandel Handel Produzenten News