Sativa Rheinau AG

Bestäubung von Brokkoli, Sativa Rheinau AG

Auch beim Saatgut auf Bio setzen

Saatgut mit einem Biolabel wurde nach Biorichtlinien vermehrt. Am besten für den Biogarten eignen sich Sorten, die krankheitstolerant sind und gut mit wenig Nährstoffen auskommen.

01.04.2022 Stephan Jaun

Wenn draussen der Frühling erwacht, dann gibt’s für viele nur noch eins: Gartenhandschuhe an und raus! Der April ist ideal zum Pflanzen und Aussäen von Gemüse, Kräutern und Blumen. Nur bei frostempfindlichen Arten wie Tomaten, Gurken oder Kürbissen gilt es mit dem Setzen noch zu warten bis nach Ende der Eisheiligen am 15. Mai. Die Vorfreude ist gross – und ebenso die Erwartungen an einen perfekt biologischen Garten, frei von chemischsynthetischen Pflanzenschutzmitteln oder Düngern. Doch was bedeutet das beim Kauf von Biosaatgut und -setzlingen? Wie viel «Bio» kann in einem Samen oder einem Topf stecken?

Biosorten auf dem Vormarsch
«Saatgut gilt dann als biologisch, wenn es auf einem Biobetrieb produziert worden ist», erklärt Amadeus Zschunke, Geschäftsleiter der Biosaatgutorganisation Sativa in Rheinau. Biologisches Saatgut stammt also von einer Pflanze, die nach Biorichtlinien grossgezogen wurde. Die Pflanzensorte kann aber ursprünglich auch konventionell gezüchtet worden sein, sofern keine Gentechnologie im Spiel war. Mit dem erfreulichen Wachstum des Biolandbaus in den letzten Jahren stiegen auch immer mehr kleine Sortenzüchter auf Bio um. Sie züchten extra für den Biolandbau geeignete Sorten, die zum Beispiel robuster sind und mit weniger Nährstoffen klarkommen. Und auch in Rheinau wird gezüchtet. «Für zwölf verschiedene Gemüsearten haben wir eigene Züchtungsprogramme», erzählt Amadeus Zschunke. Eine zeitintensive und kostspielige Angelegenheit: Etwa zehn Jahre Arbeit stecke in der Entwicklung einer neuen Sorte, so Zschunke. «Darum schüttet unsere Aktiengesellschaft keine Dividenden aus, sondern investiert die Gewinne aus dem Saatgutverkauf in die biologische Pflanzenzüchtung.» Heute stammen von den rund 600 Sorten, die Sativa anbietet, 40 aus eigener Züchtung – und 50 neue Sorten sind in der Pipeline.

 

 

Alte Sorten fit halten
Doch auch bei den übrigen Sorten ist Biozüchtung im Spiel. Denn die rund 100 Saatgutproduzenten von Sativa verwenden für die Vermehrung nicht das eigene Saatgut, sondern ein so genanntes Basissaatgut. Dieses wird in Rheinau angebaut und ist immer eine Auswahl der 5–10% besten Pflanzen. «Mit dieser kontinuierlichen Selektion können wir gewährleisten, dass die Sorten nicht degenerieren und sich unseren Ansprüchen anpassen.» Dies gilt insbesondere auch für die rund 130 alten Landsorten von Pro Specie Rara im Sativa-Katalog. Denn wer will schon eine alte Tomatensorte auf seinem Balkon, wenn sie krank und schwach ist? Ursprüngliches erhalten und fit für die Zukunft machen – das ist ein wichtiger Leitsatz in der Biosaatgutproduktion.

Zu wenig Biosaatgut
Wer jetzt im April also zu Samen von Sativa oder anderen spezialisierten Biosaatzuchtorganisationen greift, hat schon mal viel «Bio» in der Hand. Doch wie steht es um die Setzlinge? Von Gesetzes wegen können Biojungpflanzen auch aus konventionellem Saatgut gezogen werden, sofern dieses nicht gebeizt ist – sprich nicht mit Pestiziden behandelt. Bio Suisse wendet für die Knospe-Setzlinge ein etwas strengeres Drei-Stufen-Modell an. Wo verfügbar, müssen die Samen aus biologischer Zucht (Stufe 1) oder aus biologischem Anbau (Stufe 2) stammen. Ansonsten – und darunter fallen heute noch die meisten Gemüsearten – dürfen sie auch aus konventionellem Anbau (Stufe 3) stammen. «Leider sind darum schweizweit im Profigemüsebau nur rund 25–30% aller Biosetzlinge aus biologischem Saatgut gezogen worden», weiss Amadeus Zschunke. Hauptgründe dafür seien die Ansprüche und eben: die Verfügbarkeit. 

 

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