BioLand Agrarprodukte AG

BioLand Agrarprodukte AG in Steinmaur (ZH)

«Bei Hudelwetter arbeiten wir einfach im Gewächshaus»

Gewächshäuser sind im Trend. 2021 hat gezeigt, dass die Natur stets das letzte Wort im Ackerbau hat. Deshalb setzt unser Lieferant und Biobauer Stephan Müller aus Steinmaur vermehrt auf die kleinen und grossen Wärmehäuschen. Welche Innovationen er darin züchtet, welche Art Gewächshaus für welche Kultur passt und wie das Ganze nachhaltig sein kann, erzählt er uns im Porträt.

01.03.2022 Daria Rimann

Der Betrieb BioLand Agrarprodukte AG der Familie Müller liegt in Steinmaur im Kanton Zürich. Seit 1965 ist der Betrieb tierlos und betreibt auf insgesamt 62,5 Hektaren Ackerbau und Landwirtschaft. Ein Hofladen, eine Gärtnerei, die Verarbeitung, der Produktionsbetrieb und das Orchideenhaus, das als Eventlocation gebucht werden kann, runden den Bio-Grossbetrieb ab.

2021 – ein schwieriges Jahr
Nicht nur Corona, sondern vor allem das schlechte Wetter haben 2021 zu einem der schlechtesten Jahre gemacht, die der Bio-Betrieb umsatztechnisch je hatte. «Im Januar brach eine unserer Hochtunnelanlagen unter einem Meter Schnee zusammen, März bis Mai hatten wir viel Frost, danach sechs Hagelschläge und von Juni bis Anfang August hat es immer geregnet.», berichtet Stephan Müller. Dieses Jahr habe einmal mehr gezeigt, wie wichtig geschützter Anbau in Gewächshäusern sei. So investiert Müller auch stetig und optimiert beispielsweise den Belegungsplan oder schafft Wandertunnels an, die verschoben werden können, um trotz schwieriger Wetterlage genügend Gemüse produzieren zu können.

Verschiedene Gewächshäuser für verschiedene Kulturen
Bei den Gewächshäusern auf dem Betrieb von Familie Müller unterscheidet man zwischen Folienhäusern/Hochtunnels und Glashäusern. Wie der Name bereits verrät, sind die einen aus Plastikfolien und die anderen aus Glas. Der Grund, wieso es verschiedene Arten gibt, ist die Sonne und wie diese auf die Pflanzen in den Häusern reagiert. Sonnenstrahlen können Glas nicht durchdringen. Sie werden an der Glasscheibe gebrochen und so von kurzwelligen Sonnenstrahlen in langwellige umgewandelt. Das führt zu einem Temperaturanstieg im Glashaus. In den Glashäusern werden daher beispielsweise Tomaten angepflanzt, die viel Wärme und «hartes» Licht brauchen, um möglichst geschmacksintensiv zu werden.

Im Folienhaus können die UV-Strahlen, die in den kurzwelligen Sonnenstrahlen enthalten sind, hingegen durch die Folie dringen, werden nicht umgewandelt und treffen direkt auf die Setzlinge. Daher bekommt man von der Arbeit im Folienhaus auch braune Haut, wohingegen man im Glashaus nur schwitzt. Im Folienhaus unter «diffusem» Licht wachsen Kürbisgewächse wie Gurken, Zucchetti oder auch Melonen hervorragend. Salate wie Batavia, Kopfsalat, Rucola oder Spinat können in beiden Häusern angebaut werden. Da es vor allem im Folienhaus länger feucht bleibt als im Glashaus, muss der Bauer immer darauf achten, dass er diese Feuchtigkeit aus dem Haus bringt. Gemacht wird dies, wie in unseren Wohnungen, mit Stosslüften.

Glashaus:
Kurzwellige Sonnenstrahlen
werden in langwellige umgewandelt

Folienhaus:
Kurzwellige UV-Strahlen
durchdringen das Folienhaus

 

Der Unterschied im Geschmack
Gemäss Stephan Müller schmeckt man den Unterschied, ob ein Salat drinnen oder draussen gewachsen ist. Salat, der auf dem Feld bei nicht immer optimalen Bedingungen wächst, ist meist etwas zäher und fester im Biss als der aus dem Gewächshaus. Der aus dem Gewächshaus ist somit zwar zarter im Verzehr, verdirbt aber auch eher, da er im geschützten Umfeld schneller gewachsen ist.

Gewächshäuser und Nachhaltigkeit
Die Gewächshäuser werden im Winter – nach den Vorschriften von Bio Suisse – wenn nötig beheizt oder wie der Fachmann sagen würde temperiert. So auch die der BioLand Agrarprodukte AG. Bio Suisse reglementiert dabei die Maximalwärme, die in den Gewächshäusern erzeugt werden darf. Je nach Wärmedämmeinrichtung beispielsweise Wärmeschirme, die in der Nacht zugezogen werden können, darf vom 1. Dezember bis 1. März 5 bis 10 °C temperiert werden, wobei die 5 °C meist für Folienhäusern und Hochtunnels und 10 °C speziell für Glashäusern gelten. Um möglichst nachhaltig zu sein, sind die Gewächshäuser von Stephan Müller optimal isoliert und werden bereits seit 2005 durch eine Holzheizung erwärmt. Gemäss Müller braucht es Gewächshäuser, um die Nachfrage an Früchten, Gemüse und Salaten in der Schweiz zu decken. Die Kulturen sind vor der Witterung geschützt und durch die zugeführte Wärme wachsen sie früher im Jahr und können so auch verfrüht geerntet und verkauft werden. «Gewächshäuser sind zudem auch ein Arbeitspuffer für meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wenn es draussen stürmt, ein Gewitter aufzieht oder es auf gut Schweizerdeutsch gesagt «hudelt», können wir einfach im Gewächshaus weiterarbeiten».

 

 

Die Produkte in den Händen von Bio Partner
Um Temperatur- und Wasserverluste auch bei Bio Partner möglichst gering halten zu können, werden die Salate mit einer Schutzfolie abgedeckt. Die Kühlung während dem Transport ist durch die Lastwagen ebenfalls gewährleistet. Zudem wird darauf geachtet, dass die Transportwege möglichst kurz sind. Herausfordernd sind für Bio Partner immer die Temperaturschwankungen. Vor allem Tomaten und Gurken erleiden Qualitätseinbussen, wenn sie unter 5 °C gelagert und transportiert werden. Tomaten verlieren an Geschmack und Gurken können «gummig» werden.

Der Ingwer und andere Innovationen
Dass Biobauer Müller gerne ausprobiert und tüftelt, sieht man immer wieder an seinen neuen Ideen und Innovationen. So ist er einer der ersten Schweizer Biobauern, die Ingwer, Kurkuma, Topinambur und Helianthi (Sonnenwurzel) anpflanzen. «Manchmal ist der Markt für meine Neuheiten bereit und manchmal halt nicht. Es gab Zeiten, da habe ich zehn bis zwölf verschiedenen Kohlsorten angeboten, wie beispielsweise schwarzer oder auch roter Federkohl und Schneewittchenkohl. Ich mag die Herausforderung dabei.»

Tipps und Tricks Salate DE

Möchtest du mehr über die BioLand Agrarprodukte AG und seine Mitarbeitenden erfahren? Hier geht’s zum Videoporträt.

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