Speisesoja vor der Ernte (Thomas Alföldi, FiBL)
Die gelbe Bohne auf dem Vormarsch
In knapp 100 Jahren hat sich die Sojabohne vom traditionellen asiatischen Grundnahrungsmittel zur weltweiten Monokultur entwickelt. Nun ist sie auf den Schweizer Bioäckern angelangt, wo sie nachhaltig angebaut einen regelrechten Boom erfährt.
Tofu aus Schweizer Biosojabohnen, Sojadrink aus hiesigen Verarbeitungsbetrieben: Die Sojabohne erlebt in der Schweizer Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie einen regelrechten Boom. Inzwischen wachsen auf Schweizer Biobetrieben rund 1500 ha Sojabohnen – und jährlich werden es mehr.
Ihre Heimat hat die wärmeliebende gelbe Bohne in Ostasien. Die ältesten Belege für gezüchtete Sojabohnen stammen aus Japan und sind über 5000 Jahre alt. Die Wildform, Glycine soja, wächst auch heute noch in China, Korea oder Japan als Begleitflora auf Äckern.
Während die Sojabohne in Asien über Jahrtausende hauptsächlich für die menschliche Ernährung angebaut wurde, erhöhte man in den USA während des zweiten Weltkriegs den Grenzschutz für Soja und begann die Kultur im grossen Stil für die Farbstoff- und später für die Lebensmittelindustrie anzubauen. Inzwischen hat Brasilien die USA als grössten Sojaproduzenten abgelöst. Weltweit wird Soja auf einer Fläche angebaut, die zehnmal grösser ist als Deutschland.
Hauptziel ist dabei die Futter- und Ölgewinnung. Problematisch an diesem Anbau ist nicht die Kultur an sich – Soja weisst sogar eine bessere Klimabilanz auf als Weizen, weil sie den Stickstoffdünger zu einem grossen Teil selbst produziert. Problematisch ist viel mehr der Druck auf Urwald und Savannenflächen, den der Heisshunger unserer Tier- und Lebensmittelindustrie mit sich bringt.
Schweizer Biosoja wird als Viehfutter und für die menschliche Ernährung angebaut, letzteres vorwiegend für die Tofuproduktion. Tofu wird in einem dem Käsen ähnlichen Verfahren gewonnen. Anstatt Lab wird Nigari eingesetzt, ein Nebenprodukt der Meersalzgewinnung. Tofu muss weder technisch stark verarbeitet werden, noch braucht es chemische Zusatzstoffe.
Mit dem Anbau zu Futterzwecken im grösseren Stil wurde in der Schweiz erst 2018 begonnen. Der Anteil ist stark wachsend, weil Bio Suisse in der Fütterung von Rindern und anderen Wiederkäuern den Einsatz von ausländischen Futtermitteln jüngst stark eingeschränkt hat.
Dass Soja bei uns überhaupt erfolgreich angebaut werden kann, ist auch der staatlichen Forschungsanstalt Agroscope zu verdanken. Sie züchtet seit den 1980er Jahren Sorten, die unser kühles Klima gut vertragen. Auch die Anbautechniken haben sich weiterentwickelt: Mit GPS- und kameragesteuerten Sämaschinen und Hackgeräten ist die schwierige Unkrautregulierung heute einfacher und effizienter möglich.