Wilde Kaffeekirschen (Original Food GmbH)
Ohne Plantage und mit viel Aroma
Was 2005 mit einem Artikel in der Neuen Zürcher Zeitung über ein Regenwaldschutzprojekt in Äthiopien begann, ist heute das Schweizer Unternehmen Original Food mit Sitz im luzernischen Kriens. Gänzlich dem Motto «fein, ökologisch, fair» verschrieben, produziert das Unternehmen Kaffee und Schokolade, um den traditionellen Kaffee- und Kakaoanbau in Ursprungsländern zu erhalten und den Regenwald zu schützen. Dabei verfolgt Original Food ein besonderes Herzensprojekt: Wilder Kaffee aus den letzten verbliebenen Bergregenwäldern in der äthiopischen Provinz Kaffa.
Ein NZZ-Artikel als Impulsgeber
Aus Zufall ist Maria Müller, Gründerin von Original Food, im Jahr 2005 auf einen Artikel in der NZZ am Sonntag über ein Regenwaldschutzprojekt des deutschen Vereins «GEO schützt den Regenwald» gestossen. Dabei erfuhr sie von wildwachsendem Kaffee – also Kaffee, der natürlich und ohne Plantagen oder menschliches Zutun gedeiht. Der Projektansatz des Vereins, durch die Vermarktung des wildwachsenden Kaffees den Regenwald zu schützen, hat ihre Neugierde und ihren Tatendrang geweckt. Denn: Während die Region Kaffa – die Ursprungsregion der Coffea-Arabica-Pflanze – vor fünfzig Jahren noch zu 60 Prozent bewaldet war, ist dieser Anteil bis anfangs der 2000er-Jahre auf weniger als drei Prozent geschrumpft. Dies, weil die Bevölkerung Äthiopiens rasant wuchs und die dort ansässigen Selbstversorger-Bauernfamilien zunehmende Teile des Regenwaldes abholzten, um neue Flächen für Ackerbau und Nutztierhaltung zu gewinnen. Mit der Abholzung ging auch der Bestand an wilden, genetisch ursprünglichen Kaffeepflanzen verloren, die einen wichtigen Gen-Pool für den Fortbestand des Coffea Arabica darstellen.
Die Anfänge des Wildkaffeeprojekts
Von dieser Entwicklung besorgt, hat der Verein «GEO schützt den Regenwald» im Jahr 2004 das Wildkaffeeprojekt ins Leben gerufen. Es entstand die Idee, den wildwachsenden Kaffee als Spezialitätenkaffee zu vermarkten, um so die Abholzung zu vermeiden und den ansässigen Bauernfamilien ein stabiles Einkommen zu ermöglichen. Im Rahmen dieses Projektes zusammen mit «GEO schützt den Regenwald» und weiteren Partnern übernahm Original Food die Vermarktung des Wildkaffees. Nach dem erfolgreichen Start in Deutschland gründete Maria Müller im Jahr 2005 Original Food in der Schweiz. Seither vermarktet sie zusammen mit ihrem achtköpfigen Team den Wildkaffee, der in den letzten verbliebenen Bergregenwäldern der äthiopischen Provinz Kaffa wächst.
Vorteile für alle Beteiligten
Die Förderung des Wildkaffees im Rahmen des Wildkaffeeprojekts bringt positive Folgen für alle Beteiligten mit sich. Einerseits wird der natürliche Bergregenwald mit seiner einzigartigen Biodiversität in der Region Kaffa erhalten, da die Wälder unangetastet bleiben und einzig für das Pflücken des reifen Kaffees betreten werden. Andererseits erhalten die Bäuerinnen und Bauern durch die Vermarktung des Wildkaffees ein geregeltes Einkommen, das ihnen eine Verbesserung ihrer Lebensbedingungen ermöglicht. Auf ihren jährlichen Besuchen in Äthiopien stellt die Gründerin von Original Food erfreulich fest: «Heute geht es den Bauernfamilien spürbar besser. Die meisten konnten sich ein richtiges Haus mit besseren Baumaterialien bauen und wohnen nicht mehr in den traditionellen Rundhütten, den Tukuls, in einem einzigen, rauchigen Raum.» Für Maria Müller sticht auch der gute ökologische Fussabdruck des Wildkaffees heraus: «Da wilder Kaffee keine Ressourcen im Anbau benötigt und nicht bewässert oder mit Pestiziden und Dünger behandelt wird, ist der ökologische Fussabdruck von Wildkaffee im Vergleich zu jenem aus Plantagen deutlich geringer.»
Den Launen der Natur unterworfen
Der Wildkaffee aus Kaffa ist eine Mischung aus verschiedenen Arabica-Sorten und das Ergebnis zahlreicher natürlicher Mutationen. Dadurch schmecken die wilden Kaffeebohnen je nach Waldgebiet und Mikroklima unterschiedlich und unterliegen als pures Naturprodukt den natürlichen Schwankungen. «Original Food kauft die gesamte Wildkaffee-Ernte der Bauern. Um trotz unterschiedlichen Bohnen ein konstantes Geschmacksprofil zu gewährleisten, mischen wir den Wildkaffee der verschiedenen Bauernkooperativen», erzählt die Gründerin. Das Rösten des Wildkaffees ist anspruchsvoll, wie Michal Otte, der Head Roaster bei Original Food, bestätigt: «Wildkaffee ist nicht so homogen wie Kaffee aus Plantagen und muss deshalb besonders vorsichtig geröstet werden.» Nebst Wildkaffee bietet Original Food zudem Schokolade aus Cacao Nacional, der in Regenwaldgärten im Osten Ecuadors gedeiht, sowie La Chacra Kaffee aus biodynamischem Anbau in Peru an. Auch dort setzt sich das Unternehmen dafür ein, den traditionellen Anbau im Regenwald zu erhalten und den lokalen Bäuerinnen und Bauern daraus ein Einkommen zu ermöglichen.